Journalistin und Autorin
Die Journalistin Tanja Bruske, die man auch unter dem Pseudonym Lucy Guth kennt, schreibt seit der Grundschule Geschichten, die ihre Heimatverbundenheit und ihre Begeisterung für alte Sagen erkennen lassen. Ihr neuestes Buch „Fratzenstein“, zugleich Abschluss der Kinzigtal-Trilogie, erschien im September dieses Jahres. Außerdem wird Ende 2017 der neueste Teil der Science-Fiction Reihe „Deinoid“ namens „Silla“ erscheinen.
Wie gelingt es Ihnen, Ihre Faszination für historische Stoffe mit Ihrer Begeisterung für das Genre „Science Fiction“ zu vereinen?
Das ist eigentlich gar nicht so schwer – es geht ja in beiden Fällen um fiktive Zeitreisen, auf die man den Leser mitnimmt. Auch wenn wir zu wissen glauben, wie das Leben vor 200 Jahren ausgesehen hat, wäre ein Mensch von heute dort sicher genau so fremd wie in einer Zukunft, die in 500 Jahren angesiedelt ist. Und fremde Welten zu beschreiben macht mir immer Spaß.
Wann finden Sie, neben Ihrem Hauptberuf als Redakteurin der Lokalleitung GNZ, noch Zeit und Muße zu schreiben?
Momentan bin ich ja noch in Elternzeit und habe etwas mehr Zeit – nein, vergessen Sie das, so denkt man, bevor die Elternzeit begonnen hat. Eigentlich hat man als zweifache Mama viel weniger Zeit statt als „nur“ Berufstätige. Das Prinzip ist aber das Gleiche: Ich bin eine Nachteule und schreibe, wenn ich aus der Redaktion zurück bin bzw. wenn die Kinder im Bett sind. Da Schreiben für mich Hobby und Entspannung ist, finde ich das nicht besonders anstrengend. Andere sehen um diese Uhrzeit eben fern oder lesen. Derzeit ist es allerdings nicht ganz einfach mit dem späten Schreiben, weil meine jüngere Tochter leider auch die Tendenz zur Nachteule hat.
Auf Ihren Lesungen wollen Sie möglichst nah in Kontakt mit Ihrem Publikum sein. Wie darf man sich einen Abend mit Ihnen und Ihren spannenden Geschichten vorstellen?
Ich komme traditionell im Kostüm zu meinen Lesungen – eine Idee, die ganz am Anfang, zum Erscheinen von „Leuchte“, entstanden ist. Meine Mutter hat mir für jeden Band der Trilogie ein zur jeweiligen Zeit und Handlung passendes Kleid geschneidert. Normalerweise lese ich dann ein paar Szenen aus meinem aktuellen Roman oder, wenn es vorher so besprochen wurde, aus der Trilogie insgesamt.
Die Zuhörer können gerne zwischendurch nachhaken, und auch hinterher beantworte ich gerne noch Fragen zur Handlung oder zu meiner Arbeitsweise. Und wer sich nicht traut, vor allen anderen etwas zu sagen, mit dem unterhalte ich mich auch gerne noch während ich Bücher signiere.
Gelingt es Ihnen mit den Kostümen leichter in fantasievolle Rollen zu schlüpfen?
Das hat mit den Kostümen eigentlich nichts zu tun – die sind eher für die Augen des Publikums bestimmt als für mich. Ich verkleide mich sehr gerne, nicht nur im Karneval. Und natürliche freue ich mich, wenn die Kostüme die Leute ansprechen und einstimmen. Aber für mich ist es nicht wichtig, was ich anhabe, während ich lese. Mir hilft es eher, wenn ich merke, dass es mir gelingt, die Leute mitzunehmen; also, wenn sie an den „richtigen“ Stellen erschrocken die Luft einziehen oder lachen. Dann macht so eine Lesung richtig Spaß!
Wie können Sie künftigen Lesern beschreiben, wovon die Kinzigtal-Trilogie handelt?
Es geht um Lisa, die unfreiwillig durch die Zeit stolpert und zunächst im Jahr 1792 in Marköbel ankommt und dort einige Abenteuer erlebt. Unter anderem geht es um einen Frauenmord und die berühmte Legende um den Marköbler Schultheiß Johannes Mörschel. In den beiden Folgebänden „Tod am Teufelsloch“ und „Fratzenstein“ besucht sie Steinau und Gelnhausen. Sie trifft auf viele berühmte und weniger berühmte historische Gestalten, verliebt sich, wird bedroht. In „Fratzenstein“, der gerade erschienen ist, werden schließlich alle verbleibenden Rätsel aufgelöst.
Wenn Sie selbst einmal die Chance hätten eine Zeitreise zu machen, an welchen Ort würden Sie gerne zu welcher Zeit reisen?
Ui, das ist schwer. Weil, wie ich schon sagte, die Realität in der Vergangenheit wahrscheinlich gar nicht so schön war, wie wir sie uns gerne vorstellen. Meistens gab es Krieg, die hygienischen Zustände waren zumindest gewöhnungsbedürftig, viele Krankheiten hatte man noch nicht im Griff. Nein, wir vergessen gerne, in was für einer
idyllischen Zeit wir heute leben. Am ehesten würde ich, glaube ich, in die Zukunft wollen, aus purer Neugier. So etwa 100 Jahre nach vorne, in die Zeit, die ich nicht mehr erleben werde, aber meine Enkelkinder.
Wenn Sie einen Roman abgeschlossen haben: Sind Sie dann erst mal froh und gönnen sich eine literarische Pauseoder haben Sie direkt danach schon wieder Ideen für ein neues Projekt?
Ideen habe ich immer, auch wenn ich noch an einem Projekt schreibe. Meistens ist es so, dass ich mir nach der Abgabe eines Manuskriptes eigentlich erst mal eine Pause gönnen möchte, aber dann doch irgendwie ein Abgabetermin drängt oder ich eine Idee schnell niederschreiben möchte, oder ich Ideen für Kurzgeschichten habe oder für ein Theaterstück oder was auch immer. Ein Kollege sagt immer: „Da hoppelt einem dann so unverhofft ein Plotbunny über den Weg“. Für solche Plotbunnys, also Grundideen für Handlungen, bräuchte ich mittlerweile einen Hasenstall.
Zu guter letzt: Wann können Ihre Leser Sie demnächst wieder live erleben?
Vor Weihnachten habe ich noch eine Jahresabschlusslesung im Gasthaus „Zur Krone“ in Hüttengesäß,
am Mittwoch, 29. November, um 19.30 Uhr. Und auf dem Weihnachtsmarkt in Marköbel werde ich wieder Märchen
lesen. Im neuen Jahr habe ich am 27. Februar um 19 Uhr eine Lesung im Globus in Maintal. Geplant ist auch eine Lesung in Marköbel im kommenden Frühjahr, der Termin steht aber noch nicht fest.
Für Interessierte: Auf meiner Homepage stelle ich aktuelle Termine ein: www.tanjabruske.de
Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!