Auf ein Wort mit Angelina-Vivian König

Seit Juli 2020 Leitung der Kindertagesstätten in Hammersbach

Angelina-Vivian König ist seit Juli 2020 die Gesamtleiterin der Kindertagesstätten in Hammersbach. Die gelernte Erzieherin und Fachwirtin im Erziehungs- und Sozialwesen hat in ihrem bisherigen Berufsleben bereits ein Familien- und Generationenzentrum geleitet.

Was hat sie motiviert, diese Ausbildung zu machen, und was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Ein Berufswunsch auf Umwegen. Nach der Schulzeit habe ich eine Ausbildung zur Automobilkauffrau absolviert. Während meiner Lehrzeit stellte ich jedoch ziemlich schnell fest, dass mich dieser Beruf nicht erfüllt. Ich wollte mit Menschen zusammenarbeiten, Lebensabschnitte begleiten, mein positives Welt- und Selbstbild und meine positive Grundeinstellung an die Menschen bringen. Das typische Engagement eines jungen Menschen, der die Welt retten möchte. Also entwickelte sich meine Laufbahn, weg von Zahlen, Kalkulationen und der Kundenakquise, hin zum pädagogischen Bereich.
Dort habe ich die typische Erzieher-Laufbahn absolviert. In der 5-jährigen Ausbildung wurde mir bewusst, dass die Kinder und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern und die stetige Zusammenarbeit im Team für mich mehr als ein Ankommen im Berufsleben waren. Ich durfte viele Einrichtungen kennenlernen. Von Brennpunkt-Kitas bis hin zu Kita-Akademien für Kinder. Die Vielfalt der Arbeit, welche im pädagogischen Bereich zu finden sind, fasziniert mich heute noch. Der Berufswunsch „Leitung“ zu werden, kam erst etwas später.
Noch heute höre ich meinen Lehrer im Ohr: „Du hast Führungsqualitäten, mach was draus“. In den Vordergrund stellte ich jedoch zunächst meine pädagogische Arbeit mit den Kindern.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht. Egal ob als Erzieherin oder Leitung: Wir arbeiten mit Menschen zusammen. Diese sind jeden Tag individuell in ihren Bedürfnissen. Es gibt Tage, an denen ich viel administrative Aufgaben zu erledigen habe, Abgabefristen einhalten und Termine wahrnehmen muss. Und dann gibt es jene Tage, an denen mein Team meine Unterstützung, meinen Rat und eine offene Bürotür benötigt. Eltern, die zwischen Tür- und Angel gerade in der jetzigen Zeit den Kontakt suchen und die ein oder anderen Aufgaben, die abends, oder am Wochenende erledigt werden.

Sie sind Leiterin von drei Einrichtungen von der U3-Betreuung bis zum Hort. Sind diese Einrichtungen sehr unterschiedlich, oder haben sie ein gemeinsames Konzept?

Mittlerweile sind es durch die Kinderkiste sogar vier Einrichtungen. Diese sind natürlich aufgrund der Altersstruktur und Einrichtungsgröße unterschiedlich. Konzeptionell arbeiten aber alle vier Einrichtungen nach dem Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan. Was alle Einrichtungen vereint, sind die nahen Standorte und die enge Vernetzung. So können neue Konzeptideen gemeinsam entstehen.
Im Oktober letzten Jahres haben wir unser – wie wir es nennen – 4-D-Treffen aufleben lassen. Dort trifft sich in regelmäßigen Abständen ein Kleinteam aus allen Einrichtungen, um gemeinsam mit mir und meinem beiden Hausleitungen Burkhard Seitz und Grit Hörding neue Konzeptideen zu verwirklichen.

Wird Einfluss genommen auf die Leitung der Kita, wie autonom können Sie Konzepte erarbeiten und umsetzen?

Das Wort autonom steht hier für mich nicht im Vordergrund. Bei der Erarbeitung von neuen konzeptionellen Richtungen geht es mir vielmehr um einen gemeinsamen Prozess. Dieser schließt sowohl die Gemeindeverwaltung, als auch das pädagogische Team, die Eltern und in erster Linie die Kinder mit ein. Ich habe das Umfeld bisher als sehr kooperativ und interessiert an neuen Ideen erleben dürfen. Es entstand in der kurzen Zeit eine gute zukunftsperspektivische Arbeit.
Konzepte müssen jedoch nicht nur für die Verwaltung und die Leitung passen, sie müssen vor allem an dem Wesentlichen orientiert sein: Den Familien in Hammersbach. Und eines ist klar, der Leitgedanke „Familienfreundliche Kommune“ ist in den Kindertagesstätten immer unser Ansporn und wir entwickeln immer mehr neue Ideen zur Umsetzung.

Wie hat die Pandemie die Arbeit mit den Kindern verändert?

Der ständige Wechsel von Regelbetrieb und Notbetrieb stellt Pädagogen als auch die Familien vor eine große Herausforderung. Nicht zu wissen, was einen nächste Woche erwartet, bringt natürlich auch neben der Ungewissheit, einige Aufgaben und Organisationen mit sich. Feste Gruppenstrukturen, Spielen in abgesperrten Bereichen und das Arbeiten mit Mund-Nase-Schutz ist keinesfalls unser eigentlicher Gedanke von pädagogischer Arbeit. Hier war es eine enorme Herausforderung, den Kindern trotz der Gegebenheiten einen „normalen“ Kitaalltag zu gewährleisten. Was uns hier sicherlich – soweit es möglich war –  gelungen ist, denn die Kinder betreten die Einrichtung morgens mit einem Lächeln und freuen sich auf ihre Freunde und Gruppenerzieher.

Die ständig neuen Richtlinien stellen Sie seit mehr als einem Jahr ständig vor großen Herausforderungen. Was bedeutet dies für Sie und Ihr Team?

Es ist natürlich ein Spagat aus Nähe und Distanz. Hygienemaßnahmen, Abstände und Vorschriften überschatten häufig das aktuell starke Bedürfnis der Familien und Pädagogen nach Normalität und Kommunikation. Als Leitung hatte ich in den vergangenen Monaten viel aufzuarbeiten.
Familien, manchmal in den späten Abendstunden, eine Quarantäne auszusprechen ist nur ein Beispiel aus den neuen Leitungsaufgaben, die sich hieraus ableiten lässt. Es ist ein tägliches Abwägen zwischen Richtlinien und den Bedürfnissen und wie man diese unter Pandemiebedingungen umsetzen kann.
Die Akzeptanz, neue und andere Wege zu gehen, spielt hier ebenso eine tragende Rolle. Wie hält man Kontakt, in Zeiten von Kontaktbeschränkungen? Wie erlangt man Transparenz aus dem pädagogischen Alltag in Zeiten des Datenschutzes? Wie wird man Familien gerecht, die ihre Kinder zu Hause betreuen? Ein wertschätzender und offener Austausch mit allen Beteiligten ist hier enorm wichtig. Denn eines ist klar, wir haben ein Arbeiten und den Umgang im Alltag mit der Pandemie alle erst lernen müssen.

Bereits vor der Pandemie standen die Kindertagesstätte Hammersbach und die Senioren-Dependance im regen Austausch untereinander. Was bedeuten diese Kontakte für die Kinder und die älteren Menschen?

Die Senioren Dependance liegt mir persönlich sehr am Herzen. Von der Begegnung Jung und Alt können nur alle profitieren. Gerade aus meinem früheren beruflichen Kontext weiß ich aus Erfahrung, wie wertvoll dieser Ansatz ist. Kinder schaffen es, durch ihr Lächeln große Emotionen in den Senioren zu wecken. Generationsübergreifende Projekte lassen die unterschiedlichen Generationen näher zusammenrücken und stärken das Verständnis füreinander.

Auch während der Pandemie haben wir versucht, den Senioren ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, welches uns mit dem besonderen Weihnachtsgruß gelungen ist. Auch hier hoffen wir, dass wir bald vom Abstand und der digitalen Kommunikation übergehen können, zu unseren monatlichen Besuchen.

Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!