Auf ein Wort mit Monika Exner-Rüffieux

Vorsitzende des Fördervereins der Feuerwehr Langen-Bergheim

Monika Exner-Rüffieux ist seit mehr als zwölf Jahren erste Vorsitzende des Fördervereins der Feuerwehr Langen-Bergheim. Die Einsatzabteilungen der Feuerwehren Langen- Bergheim und Marköbel wurden im September 2012 zur Feuerwehr Hammersbach zusammengeführt. Die coronabedingten Einschränkungen in diesem Jahr treffen die Feuerwehr hart. Trotzdem fehlt es der engagierten Hammersbacherin nicht an Motivation, sich für den Verein in vielfältiger Weise einzusetzen.

Die Feuerwehr ist längst keine reine Männerdomäne mehr. Doch ist es auch heute noch bemerkenswert, dass eine Frau als Vorsitzende an der Spitze eines Feuerwehrvereins steht. Wie kam es dazu und kennen Sie noch andere Kolleginnen in diesem Amt?

Wie es dazu kam, ist ganz einfach erzählt: Christian Jüngling, der damalige 1. Vorsitzende, hat mich im Auftrag seines Vorstandes gefragt, ob ich mir vorstellen kann, ihn als Vorstandsvorsitzenden abzulösen. Ich war bis dahin zwar passives Mitglied, hatte persönliche Erfahrungen mit der Feuerwehr aber nur als Mutter eines begeisterten Jugendfeuerwehrmannes. Da ich aber seit meiner Jugend Vorstandsarbeit in verschiedenen Vereinen in Hammersbach geleistet habe, traute man mir dieses Amt offensichtlich zu. Damals war die Feuerwehr Langen- Bergheim e.V. schon mitten in den Vorbereitungen für ihr großes Jubiläumsfest, das 2009 stattfand. Und, ehrlich gesagt, hat mich die Mitarbeit an einem solchen Mammutprojekt extrem gereizt. Also habe ich ja gesagt. Und obwohl die vielfältigen Aufgaben sehr viel zeitaufwändiger und umfangreicher sind als vorher angenommen, habe ich meine Entscheidung bis heute nicht bereut. In der Tat sind bei den Feuerwehren nur sehr wenige Frauen in Führungspositionen. Aber ich bin davon überzeugt, dass das in den kommenden Jahren auch mehr werden; so wie auch der weibliche Anteil der aktiven Feuerwehrleute immer höher wird.

Welchen Aufgaben haben Sie im Verein bzw. im Vorstand?

Die Einsatzabteilungen der Feuerwehren Langen-Bergheim und Marköbel wurden im September 2012, mit Bezug des neuen Feuerwehrhauses, vereint. Seither gibt es bei den Aktiven nur noch die Feuerwehr Hammersbach. Die Feuerwehrvereine, die von der Satzung her Fördervereine der Feuerwehr Hammersbach sind, sind dagegen eigenständig geblieben. So gibt es die Freiwillige Feuerwehr Marköbel e.V. und die Feuerwehr Langen- Bergheim e.V. Meine Aufgabe im Vereinsvorstand ist es, den Überblick zu behalten und die laufenden Abläufe zu koordinieren. Außerdem ist die Motivation meiner Kollegen und unserer Mitglieder und Helfer eine meiner wichtigsten Aufgaben. Die Interessen der verschiedenen Abteilungen müssen unter einen Hut gebracht und im Zweifelsfall in Gesprächen Kompromisse gefunden werden. Die Organisation der laufenden Feste will überwacht und organisiert sein, und es sind immer Treffen und Planungen mit anderen Vereinen und Organisationen nötig. Außerdem ist mir die Pflege unserer Mitglieder sehr wichtig. Ehrungen und Anerkennungen zu Geburtstagen oder Jubiläen sind ein Bestandteil meiner Aufgaben.

Wir Vereine sind im Großen und Ganzen dazu da, finanzielle Mittel zu erwirtschaften, um die Feuerwehr Hammersbach dort zu unterstützen, wo die Gemeinde finanziell an ihre Grenzen kommt. Wenn zum Beispiel wichtiges Gerät angeschafft werden soll, das den Aktiven die Arbeit erleichtert, welches aber nicht unbedingt notwendig und im Gemeindehaushalt nicht vorgesehen ist, dann kommen die Vereine ins Spiel. Dann helfen wir mit finanziellen Mitteln, diese Anschaffung zu ermöglichen. Unsere Haupteinnahmequelle ist die Planung und Durchführung von Veranstaltungen. In Langen- Bergheim sind das in erster Linie unser Würstchen- Würfeln an Silvester und das Maifest am 1. Mai, das wir seit 2013 auf dem alten Festplatz an der Haardt feiern – ein riesiger logistischer Kraftakt, bei dem wir die Unterstützung von bis zu 130 Helfern brauchen. Das geht nur, wenn zum einen die Mitglieder der Einsatzabteilung aber auch viele passive Vereinsmitglieder bereit sind, uns zu helfen. Glücklicherweise können wir auf eine Vielzahl engagierter Mitglieder und Förderer blicken. Deren Motivation zu wecken und zu erhalten ist wiederum eine unserer Aufgaben als Vorstand. Jeder einzelne, der sich auf seine Art in unseren Verein einbringt, ist ein wichtiger Teil des „Teams Feuerwehr“. Und jeder, der unsere Feste besucht und bei uns isst und trinkt unterstützt uns bei unserer wichtigen Aufgabe. Unsere Gäste essen und trinken also für die Sicherheit der Bürger von Hammersbach.

Wollten Sie schon als Kind Feuerwehrfrau werden?

Ich habe nie ernsthaft darüber nachgedacht, aktive Feuerwehrfrau zu werden. Ich habe großen Respekt für jeden, der seine Freizeit investiert, um sich für die Feuerwehr ausbilden zu lassen und dann rund um die Uhr bereit zu sein, persönliche Interessen zurückzustellen, um anderen zu helfen. Wenn ich mitbekomme, wie diese Frauen und Männer nachts aus dem Bett springen, vom Arbeitsplatz weggehen oder private Veranstaltungen verlassen, weil der Melder zum Einsatz ruft, um dann ins Feuerwehrhaus und zum Einsatzort zu eilen, ohne zu wissen, was auf sie zukommt, dann weiß ich, dass ich meine Energie richtig investiere.

Was motiviert und fasziniert sie bei dieser Arbeit?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ich habe vier junge Feuerwehrleute in meiner Familie. Im Sommer hatten wir an einem Sonntag ein Familientreffen. Und alle vier sind mehr oder weniger gehumpelt und hatten wunde Füße, weil sie in der Nacht vorher stundenlang im Einsatz waren, um einen Brand in einem Wohnhaus in Hammersbach zu löschen. Oder ein anderes Beispiel: Am 1. Weihnachtsfeiertag, wir wollten gerade alle zusammen bei Oma und Opa Mittag essen, ging der Melder, weil ein Pferd an einer Brücke gestürzt war und sich nicht mehr selbst aus dieser Notlage befreien konnte. Da wird nicht gefragt ob das nicht jemand anders übernehmen kann, da wird erst geholfen – und zur Not kalt gegessen. An einem Familienabend der Feuerwehr im Bürgertreff vor etwa 7 Jahren ging plötzlich der Melder wegen eines Verkehrsunfalles an. Und plötzlich war nicht nur das geplante Programm im Eimer, weil keiner der Akteure mehr da war, sondern auch unser Bühnentechniker war mit zum Einsatz geeilt. Also habe ich versucht mit irgendwelchen Erzählungen die Zeit zu überbrücken bis ich mich gefangen hatte und andere eingesprungen sind – solange bis die ersten Einsatzkräfte wieder vom Einsatz zurückkamen, in den glücklicherweise nicht alle Kräfte über Stunden eingebunden waren. Solche Ereignisse prägen und bestärken mich, in dem was ich tue. Ich bin stolz darauf, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass die Feuerwehr in Hammersbach erfolgreich ist und bleibt.

Neben den typischen Aufgaben Feuerwehr gibt es auch kulturelle Vereinsangebote. Wie kam man auf die Idee neben einer Feuerwehrkapelle auch eine Volkstanzgruppe zu gründen?

Die Feuerwehrkapelle wurde bereits 1972 gegründet und war sehr erfolgreich. Die Volkstanzgruppe wurde dann von Frauen gegründet, die sowieso immer auf Wettkämpfen oder Feuerwehrfesten dabei waren, um ihre Männer zu begleiten. So kam es, dass die Volkstanzgruppe zu den Klängen der Feuerwehrkapelle auf Feuerwehrfesten tanzte. Mittlerweile ist es leider immer schwieriger geworden, Nachwuchs für die Kapelle oder die Tanzgruppe zu finden. Bei der Kapelle haben wir in den letzten Jahren immer wieder Anstrengungen unternommen, um neue Musiker zum Mitmusizieren zu begeistern, zuletzt sogar mit einem Wechsel des Dirigenten. Leider blieben alle Anstrengungen bisher erfolglos. Die Kapelle war schon im vergangenen Winter nicht so stabil besetzt, dass wir Auftritte hätten annehmen können. Als dann absehbar war, dass durch Corona Zusammenkünfte erstmal unmöglich wurden, haben wir uns von unserem Dirigenten getrennt und den Probebetrieb der Kapelle eingestellt.

Zu welchen Gelegenheiten und wie oft treten diese Gruppen auf?

Die Tanzgruppe hat uns in den letzten Jahren am Dorfbrunnenfest und auch an unserem Familienabend noch mit Auftritten begeistert. Weitere Auftritte waren dann manchmal noch zu privaten Feiern. Das Proben und die Zusammenkünfte der Gruppe standen und stehen mehr im Mittelpunkt als öffentliche Auftritte. Gemeinsames Tanzen und die Begegnung sind hier wichtig. Der Volkstanz fördert Konzentration und Koordination und stärkt natürlich auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Und wir freuen uns, wenn die Gruppe noch lange beisammenbleibt. Optimal wäre natürlich auch, wenn wir weitere interessierte Tänzerinnen in unseren Reihen begrüßen könnten. Die Kapelle hatte leider an der Kerb 2018 ihren letzten öffentlichen Auftritt. Da war es schon sehr schwierig, ausreichend Musiker für das Bühnenspiel zusammen zu bekommen. Und es wurde nicht einfacher. Momentan ist es nicht absehbar ob unsere Kapelle jemals wieder auftreten wird. Das macht uns traurig. Aber wir wissen, dass wir alles versucht haben, um die Kapelle zu erhalten.

Wie haben Sie den Lockdown im Frühjahr und die Begrenzungen danach in der Vereinsarbeit erlebt? Welche Aktivitäten müssen Sie beim zweiten Lockdown im November erneut einschränken?

Unsere Vereinsaktivitäten wurden extrem ausgebremst. Wir mussten mit mehr als nur einem weinenden Auge unser Maifest absagen und auch unsere anderen Veranstaltungen wie unser Familienabend und das Würstchen-Würfeln können nicht stattfinden. Natürlich ist dadurch in diesem Jahr alles ruhiger, entspannter. Wir haben Zeit, um Ideen zu sammeln und durchzuschnaufen. Aber der Zusammenhalt, der dadurch entsteht, dass man gemeinsam etwas schafft und Herausforderungen gemeinsam meistert, der geht uns dieses Jahr komplett ab. Wir haben ein so großes Team, das bei Veranstaltungen immer wieder gerne dabei ist und mithilft. Man freut sich aufeinander und miteinander und alle fühlen sich eben als Teil des großen Teams Feuerwehr. Das gibt es in diesem Jahr nicht. Wir müssen darauf vertrauen, dass nach Corona alle noch gerne dabei sind.

Bleibt Ihnen neben dem ehrenamtlichen Engagement noch genug Zeit für Ihre Lieblingsbeschäftigungen?

Manchmal ist das schon schwierig. Gerade in der Zeit vor dem Maifest dreht sich natürlich alles um die Organisation und die Vorbereitungen. Eine Herausforderung für mich ist auch der Herbst. Wir proben ab August für die Auftritte bei unserem Familienabend. Dazu kommt die Organisation des Familienabends, gleichzeitig schon die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt. Und das alles zu der Jahreszeit, in der ich beruflich am stärksten eingespannt bin. Da bin ich schon froh, wenn der Weihnachtsmarkt rum und alles wieder im Feuerwehrhaus verstaut ist. Und dann nach Weihnachten kommt gleich unser Würstchen-Würfeln. Aber, so sehr mich die Vereinsarbeit einspannt, ich mache das gerne. Ich bin da selten genervt. Wenn ich überlege, was denn eigentlich meine Lieblingsbeschäftigung ist, dann komme ich zu dem Schluss, dass ich in meinem Ehrenamt genau das tue, was mir am meistens Spaß macht. Ich komme gerne zu den Sitzungen, mein Vorstand und unser ganzes großes Team besteht aus so vielen tollen und interessanten Menschen. Das sind nicht nur Vereinskollegen, das sind Freunde. Organisieren macht mir Spaß – und wenn unsere Veranstaltungen erfolgreich sind und von den Gästen gefeiert werden, dann ist das Belohnung genug.

Wie sehen Sie die Zukunft der Feuerwehr in Hammersbach? Werden Sie auch künftig genug Nachwuchs finden?

Unsere Feuerwehr hat schon immer eine starke Jugendfeuerwehr. Motivierte Betreuer und das Gefühl ernst genommen zu werden und wichtiger Teil der Feuerwehr zu sein, kommt bei den jungen Leuten gut an. Auch die relativ neue Kinderfeuerwehr erfreut sich großer Beliebtheit. Unsere Einsatzabteilung konnte sich in den letzten Jahren immer wieder über Zuwachs freuen. Auch im Verein haben wir jedes Jahr steigende Mitgliederzahlen. Für einen Beitrag von 15 Euro im Jahr kann man die Feuerwehr unterstützen. Dafür wird man Mitglied in einem der verlässlichsten und stärksten Vereine in Hammersbach und kann für sich selbst entscheiden, ob man sich darüber hinaus im Verein einbringt, zum Beispiel mit einem Dienst. Wir wissen Engagement zu schätzen. So veranstalten wir unter anderem jährlich eine Helferfeier. Außerdem feiern wir unseren traditionellen Familienabend für alle Mitglieder und deren Familien im Bürgertreff und bieten im zweijährigen Rhythmus Ausflüge an, die aus der Vereinskasse bezuschusst werden. Ich freue mich über jeden, der uns zukünftig unterstützt und auf seine Weise Teil des Teams Feuerwehr wird.

Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!