Auf ein Wort mit Dr. Rainer Götz

Hausarzt in Marköbel

Dr. Rainer Götz beendet nach 36 Jahren seine selbstständige Tätigkeit als allgemeinmedizinischer, niedergelassener Hausarzt in Marköbel. Er übergibt am 1. April 2019 seine Praxis in die kompetenten Hände von Frau Dr. Verena Kuckuck. Er selbst wird noch ein paar Jahre als angestellter Arzt Dr. Kuckuck unterstützen und so zu einem reibungslosen Übergang mit beitragen.

Fällt es Ihnen schwer, Ihre Arztpraxis demnächst an eine Nachfolgerin zu übergeben oder überwiegt eine gewisse Erleichterung und Vorfreude auf den nächsten Lebensabschnitt?

Ich werde 66 Jahre alt und war davon 36 Jahre als selbstständiger Hausarzt tätig. Es wurde also Zeit, mich um eine Nachfolge zu kümmern. In Dr. Verena Kuckuck habe ich eine engagierte, kompetente und freundliche Kollegin gefunden, die ab 1. April meine Praxis übernimmt und mich für weitere Jahre als Arzt einstellt. So entfällt natürlich der Druck der Verantwortung für alles und ich kann weiterhin meinen geliebten Beruf ausüben.

Was hat Sie vor über 30 Jahren dazu bewogen, Medizin zu
studieren und eine Laufbahn als niedergelassener Allgemeinmediziner anzustreben?

Seit 1948 führte mein Vater, Dr. Heinz Götz, in meinem Elternhaus eine Hausarztpraxis. So kam ich schon als kleiner Junge in Kontakt mit der Medizin und mit Patienten. Meinem Vater hat diese Arbeit viel Freude  bereitet, und so wurde auch für mich die Entscheidung leichter, den  Arztberuf einzuschlagen. Nach meinem Studium in Marburg und Düsseldorf bin ich dann im April 1983 in eine Gemeinschaftspraxis mit meinem Vater eingetreten. 1988 habe ich nach dem Ausscheiden meines Vaters die Praxis bis zum heutigen Tage alleine weitergeführt.

Was hat sich in den letzten drei Jahrzehnten geändert bzw.  wo sehen Sie die gravierendsten Änderungen im medizinischen Bereich?

In den Anfangsjahren hatten wir noch täglich 24 Stunden Bereitschaft, und nur am Wochenende trat ein ärztlicher Notdienst ein. Es war sehr viel zu tun, aber nicht so hektisch wie heute. Die heutige überbordende Bürokratie, die  massiven Budgetierungen, die nicht leistungsbezogene Bezahlung wirken sich meines Erachtens sehr negativ auf diesen Berufsstand aus. Das hat mich in den letzten Jahren am meisten belastet und wird mir nicht mehr fehlen.

Welche Verbesserungen durch den medizinischen Fortschritt haben Ihre Arbeit am meisten
erleichtert bzw. geprägt?

Vereinfacht haben unser Mediziner-Dasein ganz sicher die herausragenden Verbesserungen und Vereinfachungen in der medizinischen Diagnostik und bei Therapiemöglichkeiten.

Wenn man seinen Patienten so nahe kommt, erfährt man sicher so viel über andere Menschen wie sonst nur ein Pfarrer oder Psychologe. Waren Sie für die Menschen auch eine Art „Seelsorger“?

Da ich in Marköbel groß geworden bin, kenne ich natürlich viele Einwohner und Patienten. Man kennt familiäre Strukturen und gegebenenfalls auch medizinische Störungsbilder. Als Hausarzt deckst du alles ab, ob es   körperliches oder seelisches Leid ist. Für viele ist man dann der erste Anlaufpunkt,um sich einfühlend um die
Beschwerden zu kümmern.

Würden Sie den Beruf des Hausarztes wieder ergreifen oder jungen Menschen in der heutigen
Zeit dazu raten?

Ich würde immer wieder den Beruf des Arztes wählen. Als allgemeinmedizinischer Hausarzt habe ich das komplette medizinische Programm: vom Kind bis zum Greis, vom Fußpilz bis Haarausfall. Dieser vielfältige Kontakt mit meinen Patienten macht mich sehr zufrieden und glücklich. Es ist schön ein positives Feedback oder einfach auch nur ein „Dankeschön für die gute Betreuung“ zu hören. Jungen Kolleginnen und Kollegen kann ich nur raten, Hausarzt zu werden, denn ich bin der festen Überzeugung, dass man mit diesem Beruf ein ausgeglichenes, zufriedenes Leben führen kann. Das wichtigste dabei ist aber, eine Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patienten herzustellen, den Patienten auf Augenhöhe zu begegnen und seine Ängste und Sorgen empathisch ernst zu  nehmen.

Wie in jedem Beruf gibt es Highlights, aber auch schwere Stunden. Können Sie uns je ein Beispiel dafür nennen?

Im Laufe eines langen Berufslebens hat man natürlich viele Besonderheiten kennengelernt. Ein lustiges Beispiel  war sicher, als eine 78-jährige Patientin mir sagte: „Herr Doktor, machen Sie mir doch bitte nochmal ein EKG, es hat mir so gut getan.“ Meine belastendste Situation war, als ein Sportfreund nach seiner Arbeit zuhause einen  Herzinfakt erlitt und trotz schnellster, intensivster Notfallbehandlung leider verstorben ist.

Welche Pläne haben Sie für Ihren Ruhestand?

Da ich noch als angestellter Arzt stundenweise weiterarbeiten werde, bin ich ja noch nicht ganz im Ruhestand. Sicher werde ich aber versuchen, mehr Zeit für Familie und speziell mehr Zeit für die Bespaßung meiner Enkel zu haben. Auch vermehrtes Reisen steht auf meinem Plan sowie eine Verbesserung meines Golfhandicaps.

Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!