Auf ein Wort mit Philipp Ziegelmann von den Johannitern

„Als Johanniter sind wir dem Gebot der Nächstenliebe verpflichtet“

Philipp Ziegelmann ist seit mehr als 20 Jahren im Katastrophenschutz der Johanniter tätig und seit mittlerweile 11 Jahren hauptberuflich im Rettungsdienst. Er arbeitet als Bereichsleiter Rettungsdienst der Rettungswache Hammersbach.

Begonnen hat er in der Johanniter-Jugend von der er dann, mit 16 Jahren, in den Katastrophenschutz übergegangen ist. Seit 2011 hat er sich zum Rettungssanitäter ausbilden lassen und ist dann 2013 hauptberuflich in den Rettungsdienst eingestiegen. In den darauffolgenden Jahren hat er die Ausbildung zum Rettungsassistenten und später dann zum Notfallsanitäter absolviert. Auch hat Philipp Ziegelmann, der ursprünglich aus Rödermark-Urberach kommt. sich im Katastrophenschutz weiterqualifiziert und ist dort mittlerweile Verbandführer und für den Main-Kinzig Kreis als Organisatorischer Leiter Rettungsdienst tätig.

Sie wohnen mittlerweile auch in Hammersbach?

Ja, zu Beginn meiner Tätigkeit als Bereichsleiter Rettungsdienst bin ich Ende 2022 nach Hammersbach-Marköbel gezogen, da ich ehrlicherweise die Fahrtzeit zwischen Wohnung und Arbeitsstätte reduzieren wollte. Mittlerweile bin ich in Hammersbach heimisch geworden, da man hier sehr schnell aufgenommen wird. Und die Nachbarschaft ist echt spitze!

Was ist die Philosophie der Johanniter und was sind speziell Ihre Hauptgebiete als Leiter Rettungsdienst?

Als Johanniter sind wir dem christlichen Gebot der Nächstenliebe verpflichtet und verstehen uns als Teil der evangelischen Christenheit. In der Tradition des über 900 Jahre alten Johanniterordens helfen wir weltweit.

Als Bereichsleiter Rettungsdienst bin ich Vorgesetzter für ca. 35 Mitarbeitende. Ich schreibe Dienstpläne, beschaffe Geräte und Material und bin für die Mitarbeitenden Ansprechpartner für alle Belange rund um den Rettungsdienst. Des Weiteren kümmere ich mich natürlich auch um die Gebäude und den Fuhrpark des Rettungsdienstes. Auch bin ich Ansprechpartner für andere Hilfsorganisationen, den Rettungsdienstträger oder für unsere Mitbürger.

Welche Rolle spielt die Rettungswache Hammersbach?

In der Rettungswache Hammersbach stehen im 24 Stunden Betrieb zwei RTW und dort ist auch die Heimat meines Büros. Selbstverständlich arbeiten wir mit allen anderen Leistungserbringern im MKK zusammen. Sei es im Rettungsdienst oder im Katastrophenschutz. Es geht beides nur gemeinsam.

Gibt es besondere Einsätze aus der jüngeren Vergangenheit, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?

Speziell gab es jetzt für mich keinen besonderen Einsatz, diese sind tatsächlich eher selten. Was mir aber in Erinnerung geblieben ist, ist ein eigentlich „Standard“-Einsatz. Dieser war bei einem älteren Herrn hier im Hammersbach. Dieser wohnt allein und hatte aufgrund eines vorangegangenen Sturzgeschehens Schmerzen und konnte weder aufstehen noch zum Telefon gelangen, also rief er um Hilfe. Ein junger Mann aus der Nachbarschaft hört das und alarmierte uns.

Da er allein aber nicht stehen beziehungsweise laufen konnte und wir ihn zu zweit nicht raustragen konnten, mussten wir uns was überlegen. Ein kurzes Telefonat mit einem befreundeten Kameraden der Feuerwehr Hammersbach mit der Frage, ob sie noch in der Feuerwache sind und der Leitstelle des Main-Kinzig-Kreises und zehn Minuten später stand ein Löschfahrzeug mit Mannschaft da und half uns beim Herausbringen des Patienten auf unserer Trage.

Das fand ich sehr schön und zeigt die gelebte Kameradschaft und Nachbarschaft hier in Hammersbach. Auch da ein Dank an die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Hammersbach und die beiden Nachbarn.

Wie bereiten sich die Johanniter auf Einsätze während  Feiertage wie Weihnachten oder Silvester vor?

Wir sehen dieser Zeit relativ entspannt entgegen. Wir planen in dieser Zeit mit mehr Personal in der „Reserve“, damit, sollte es zu krankheitsbedingten Ausfällen kommen, wir schnell reagieren können. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass es an den Weihnachtsfeiertagen eher ruhiger wird. An Sylvester allerdings, kann es durch den Konsum von Alkohol und dem Umgang mit Feuerwerkskörper, zu einem erhöhten Einsatzaufkommen kommen. Dies ist allerdings auch stark wetterabhängig.

Welche präventiven Maßnahmen oder Programme bieten die Johanniter an, um die Bevölkerung besser auf Notfälle vorzubereiten?

Wir als Johanniter im Regionalverband Hanau & Main-Kinzig bieten ein vielfältiges Programm an Erste-Hilfe-Kursen an. Nicht nur die „normalen“ Erste-Hilfe-Kurse, sondern auch speziellere Kurse für Erste-Hilfe, beispielsweise Erste-Hilfe am Kind. In diesen Kursen lernen die Eltern beziehungsweise werdende Eltern die Erstversorgung von Kindernotfällen. Außerdem werden Maßnahmen gezeigt, um Unfällen bei Kindern vorzubeugen. Diese Kurse bieten wir auch in einem verkürzten Format an.

Des Weiteren bieten wir spezielle Kurse für Senioren und für Kinder. Diese Kurse sind dann entsprechend auf das Alter abgestimmt. Kinder lernen sehr spielerisch, was man bei Verletzungen machen kann und wo man anruft, wenn man Hilfe benötigt.Viele ältere Menschen wissen nicht mehr was sie bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt tun sollen. Dies lernen sie in den Kursen für Senioren.

Wir bilden auch Brandschutzhelfer für Betriebe aus, damit diese dann in den Betrieben effektiv helfen können – sollte es dort mal brennen.

Da wir ein doch sehr vielfältiges Angebot haben und ich das nicht alles aufzählen kann, kann ich nur den Tipp geben sich bei uns auf der Homepage zu informieren. 😉

Was wünschen Sie sich von der Bevölkerung, um die Arbeit der Johanniter Unfall-Hilfe weiter zu unterstützen?

Von der Bevölkerung würde ich mir wünschen, wieder mehr Gesundheitskompetenz zu erlangen. Wir merken, dass die Anzahl an sogenannten Bagatelleinsätzen (Einsätze, welche weder zeitkritisch sind bzw. Einsätze, bei denen keine drohende beziehungsweise akute Lebensgefahr besteht und dementsprechend keine Zuständigkeit im Rettungsdienst haben) stark zugenommen hat. Dadurch resultieren hohe Einsatzzahlen, eine hohe Einsatzbelastung des Personals und eine gewisse Verzögerung bei Einsätzen, bei denen es dann wirklich um Leben und Tod geht.

www.johanniter.de

Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!