Auf ein Wort mit Hartmut Schneider

Vorsitzender des Vereins für Kultur- und Heimatgeschichte Hammersbach

Hartmut Schneider hat sich schon immer für Geschichte interessiert. Darum ist er 1989 auch in den Verein für Kultur- und Heimatgeschichte in Hammersbach eingetreten. Er arbeitet im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW).

Hartmut Schneider

Wie ist Ihre persönliche Beziehung
zur Geschichte von Hammersbach?

Ich bin in Marköbel auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen.
Die wechselvolle Geschichte des 1813 gebauten Hauses und seiner Bewohner haben
mich schon immer interessiert. Mit Hammersbach bin ich verwandt: Eine Großmutter stammt vom heutigen Kapellenhof aus Hirzbach und die andere aus der Langgasse in Langen-Bergheim.

Was hat Sie dazu bewegt, in den Verein
für Kultur- und Heimatgeschichte in Hammersbach einzutreten?

Mich hat 1989 die Begeisterung gepackt: Im Zuge der Marköbeler 1150-Jahrfeier habe ich im Theaterstück „Schultheiß Mörschel“ mitgespielt und den historischen Festzug mitorganisiert.

Können Sie kurz beschreiben, womit sich der Verein beschäftigt und wie Sie mit dem Verein an die Öffentlichkeit treten?

In den Anfangsjahren hat der Verein viele Konzerte und Ausflüge in die Region organisiert. Das machen mittlerweile erfreulich viele Vereine. Die Veranstaltungen des Fördervereins Hirzbacher Kapelle, dem wir eng verbunden sind, haben mittlerweile einen überregionalen Ruf. Das Fastnachts-Kräppelkaffee, die Sonnwendfeier mit den Feuerwehrvereinen, die Kooperation mit der AG Kunst im Historischen Rathaus und das Konzert zum Jahresabschluss sind feste Punkte. Daneben gibt es eine Reihe von anlassbezogenen Projekten. Die neue „Heimatseite“ ermöglichte die Veröffentlichung der Jubiläums-Dorfchroniken, des Dialekt-Theaterstücks Schultheiß Mörschel, die Umsetzung der QRCodes und einem virtuellen Rundgang durch die Dörfer. Ein Besuch der Seite www.kultur-geschichte-hammersbach.de lohnt sich. „Erinnern ist Handeln: Stolpersteine“ ist ein wichtiges Projekt für uns. Wir wollen mit Stolpersteinen an die jüdischen Langen-Bergheimer und
Marköbeler erinnern, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

Wenn Sie an die neuere Geschichte von Hammersbach denken: Welche größeren Veränderungen in der Entwicklung des Dorfes sehen Sie in den vergangenen Jahren?

Die Zeit, dass nahezu jede Familie noch ein Stück Land hatte, ein oder zwei Schweine besaß und einen Gemüsegarten bewirtschaftet hat, liegen länger zurück. Die Höfe gibt es noch, die Verantwortung für die Bewirtschaftung haben die wenigen verbleibenden Landwirte. Es werden heute mehr Pferde gehalten als jemals in der Geschichte. Viele pendeln zur Arbeit. Veränderungen bei der Nahversorgung und die Zunahme des Individualverkehrs sind spürbar. Neben den Ketten haben wir noch einen Bäcker, einen REWE, den nahkauf, Schmidt-Mai, mehrere Gaststätten und den Kastanienhof.

Sie halten selbst Vorträge, über die der HAMMERSBACHER in der Vergangenheit auch schon berichtet hat. Über welche Themen referieren Sie?

Christoph Neizert hat über die Renovierung der Hirzbacher Kapelle und Wilhelm Dietzel über die Bürgermeisterdynastie Stroh referiert. Agrargeschichte, Kommunikation und Kabarett sind meine Themen. Ich biete Führungen an – die nächsteam Tag des offenen Denkmals – und bin auf den Weihnachtsmärkten als Nachtwächter unterwegs.

Wir sind an einem Punkt in der Weltgeschichte angelangt, in der viele Veränderungen und massive Probleme die Menschen umtreiben. Was stimmt Sie positiv? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Wenn wir eine Haltung der Kooperation einnehmen, dann lassen sich Übergänge und  Veränderungen leichter gestalten. Echte Beteiligung von Jung und Alt ist dabei wichtig: Menschen wollen selbstwirksam sein und mitgestalten – jede und jeder nach den je eigenen Möglichkeiten. Ein Miteinander und Füreinander für alle, die bei uns leben wollen: Das macht unsere Gemeinde und attraktiv und zukunftsfähig.

Welche Veranstaltungen/Aktivitäten hat der Verein in nächster Zeit geplant?

Wir wirken am Dorfentwicklungsprozess mit und wollen auf dem Martin-Luther-Platz mit einem „Zeitstrahl“ gesicherte Ereignisse aus der Geschichte markieren und auf der Homepage die  historischen Fotos veröffentlichen. Und, wenn das Historische Rathaus renoviert ist, soll es ein Konzert und eine Ausstellung geben. Unser Verein hat auch in diesem Jahr wieder zwei Vorträge im Angebot. Der Regionalhistoriker und Kulturpreisträger Erhard Bus referiert über den 30-jährigen Krieg, das nächste Mal am 11. Oktober.

Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!