„Schließlich gehört Hammersbach zusammen!“
Die Grafikerin und Illustratorin Claudia Holz wohnt mit ihrem Mann in Marköbel. Sie hat sich als Autodidaktin für die freischaffende Kunst mit großformatigen Ölbildern und Tierporträtmalerei spezialisiert.
Ihre Arbeiten und die Aquarell-Illustrationen haben dabei oftmals das Thema „Natur“ als Motiv. Das von Wildblumenwiesen und Feldern umgebene Hammersbach und die schöne Gestaltung der Hinterhöfe und Gemüsegärten schenken ihr dafür viel Inspiration.
Sie sind 2018 mit Ihrem Mann nach Marköbel gezogen. Wie kam es dazu?
Wir haben fast 20 Jahre in einem Häuschen in Frankfurt gelebt und mussten uns 2018 ein neues Zuhause suchen. In Hammersbach hatten wir zufällig die Chance, ein Haus in der Nähe von Frankfurt zu finden, dessen Miete bezahlbar ist. Das alte Haus auf der Hauptstraße mit dem antiken Laden VALENTIN SCHMIDT war für unseren Geschmack ein Volltreffer.
Wie war es für Sie von einer Großstadt aufs Land zu ziehen?
Für mich persönlich war es gewöhnungsbedürftig. Die absolute Stille in der Nacht und der viertelstündige Glockenschlag waren sehr seltsam. Shoppingcenter sind nicht mehr zu Fuß erreichbar. Deshalb ist der einzige Supermarkt in Marköbel für mich ein echtes Heiligtum.
Wurden Sie von der Dorfgemeinschaft gut aufgenommen?
Mir wurde oft erzählt „Wenn Du als Fremde aus der Stadt in einen kleinen Ort auf dem Land ziehst, dann ist es sehr schwierig, dort angenommen zu werden!“. Ich muss jedoch sagen, ich habe das Gegenteil erlebt. Ein Gruß bei jeder Begegnung auf der Straße und offenherzige Gespräche, wenn man auf die Leute zugeht, gibt es nur auf dem Land. Ich war es nicht gewohnt, dass das Lächeln beim freundlichen „Hallo“ tatsächlich echt ist und man sich sehr wohl schnell aufgenommen fühlt. Und der Besuch im Supermarkt macht Spaß, weil ein nettes Schwätzchen mit den Damen an der Kasse guttut.
Sie wohnen in einem besonderen Haus, dem des ehemaligen Ladenbesitzers Valentin Schmidt. Was wissen Sie darüber?
Der Laden VALENTIN SCHMIDT wurde von einer älteren Dame geführt. Sie ist heute noch bekannt als „Valentins Marie“. Im Laden ist noch die Original-Einrichtung vorhanden, die Theke, die alte Kasse und eingebaute Regale, Regale, Regale. Es war ehemals ein Kolonial- und Schuhwaren-Geschäft. Das steht auf einer Postkarte, die ich gefunden habe. Es gibt noch Kassenbücher, das älteste ist von 1911. Neue Damen-Schnürschuhe in Größe 34 – ich schätze von 1940, vielleicht auch älter. Und alte Plakate und anderer Kleinkram.
Die erste Ausstellung der Hammersbacher Aquarelle sollte eigentlich 2019 im Historischen Rathaus stattfinden. Dank Corona wurde diese abgesagt. Als Alternative fand ich die Ausstellung der Bilder in den Schaufenstern des Ladens gut. Das Interesse an den Bildern war sehr groß. Viele Hammersbacher haben Motive ihrer eigenen Häuser von mir zeichnen lassen. Oftmals als Geschenk für andere oder sich selber.
Wenn jemand einen Kalender oder ein Bild kaufen oder bestellen wollte, rief man mich an und wir trafen uns draußen vor dem Laden. Aus jedem Treffen wurde ein schönes Gespräch und viele der in Marköbel geborenen Menschen kannten das Geschäft und erzählten viel davon.
Wie sind Sie zur Aquarellmalerei gekommen?
Beruflich arbeite ich unter anderem als Illustratorin. Viele Bilder sind oftmals auch für Kinderbücher oder Schulbuchreihen entstanden. Hierzu passt der Stil mit Tusche und Aquarell nach meinem Geschmack sehr gut. Ich nutze also die Aquarellfarbe nicht für die freie Malerei, sondern eher für Zeichnungen.
Sie haben vor mehr als vier Jahren dem Dorf eine malerische Liebeserklärung gemacht. Erzählen Sie uns davon.
Ich liebe alte Häuser und Gebäude. Als wir das erste Mal durch den alten Kern von Marköbel gelaufen sind, habe ich festgestellt, dass er für solch einen kleinen Ort recht groß und wunderschön ist. Die alte Kirche mit den dicken Mauern, die Höfe und die Fachwerkhäuser sind für mich immer von Menschen erbaute Kunstwerke. Ich hatte Lust, dies mit dem Pinsel nachzubauen und zu zeigen. Darum begann ich mit dem Projekt „Hammersbach – Ein Kunstwerk.“
Es gab früher mehr als zehn Geschäfte in Marköbel, der Laden VALENTIN SCHMIDT jedoch war wohl ein zentraler Punkt. Darum finde ich auch die Bilder der Häuser in den alten Schaufenstern auszustellen sehr passend. Das Beste daran ist, ich habe dabei die netten Marköbler kennen gelernt. Damit hat sich das Projekt schon gelohnt!
Nachdem Sie Marköbel porträtiert haben, ist jetzt Langen-Bergheim dran?
Oftmals schauten sich die Leute den Kalender an und fragten ganz verwundert „Der Kalender ist ja echt schön, aber wo sind die Bilder von Langen-Bergheim?“
Ich hörte aus so manchem Mund, dass Marköbel und Langen-Bergheim nicht gut aufeinander zu sprechen seien. Mir wurde erzählt, dass sogar „Valentins Marie“ einen Kunden aus dem Laden schmiss, als sie hörte, dass er ein Langen-Bergheimer ist. Und keiner wisse wirklich warum. So sind sie nun mal, die alten Geschichten aus Hammersbach.
Ich dachte, ich gebe mein Bestes dazu, um Frieden zu schließen, oder wie man es nennen mag. Und so habe ich beschlossen, in diesem Jahr das erste Mal auch Aquarelle von Langen-Bergheim zu malen. Schließlich gehört Hammersbach zusammen!
Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!