Auf ein Wort mit Markus Christ


Evangelischer Gemeindepfarrer

Evang. Pfarrer Markus Christ

Markus Christ ist seit 22 Jahren der Gemeindepfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Langen-Bergheim. Seit 10 Jahren ist er auch mit einem Viertel seines Dienstauftrages für die Kirchengemeinde Eckartshausen zuständig, mit Schwerpunkt Himbach. Sein Arbeitsplatz ist die Kirche mit der schönen Bürgy-Orgel. Beide stammen aus dem 18. Jahrhundert und bilden mit dem historischen Taufstein aus dem 16. Jahrhundert ein ansprechendes Ensemble. 2017 ist für die evangelische Kirche ein ganz besonderes Jahr: Vor nunmehr 500 Jahren veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen und legte so den Grundstein für die Reformation.

Was plant die Kirchengemeinde Langen-Bergheim zum Reformationsjubiläum?

Wir sind ja schon mittendrin im Reformationsjahr. Und haben mit unserem Kirchenchor gerade schon ein Highlight erlebt: Wir haben beim großen Luther-Pop-Oratorium in der SAP-Arena in Mannheim mitgemacht: Über 2.000 Sängerinnen und Sänger bildeten den Chor, es gab ein Orchester dazu und ein professionelles Solisten-Ensemble – und wir da mittendrin, bei voll besetzter großer Halle. Es war gigantisch, viel Gänsehaut-Feeling. Auch einige junge Sängerinnen konnten wir dadurch neu für den Chor gewinnen.

Aber weiter zum Reformationsjubiläum: Unser Posaunenchor hatte bei seinem Konzert im Februar natürlich das Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ in ganz verschiedenen Arrangements im Programm. Und da wir gerne mit anderen zusammen feiern und mit Kirchengemeinden aus unserer Region fest verbunden sind, werden wir am Sonntag den 22.10. gemeinsam mit der Ev. Kirchengemeinde Marköbel, der Ev. Gemeinschaft Hammersbach und der Malgruppe Guckloch einen Gottesdienst zum Reformationsjubiläum feiern. Bilder der Malgruppe Guckloch, die sich für dieses Jahr das Thema Reformation vorgenommen hatte, werden im Mittelpunkt stehen, und es gibt noch ein kleines Rahmenprogramm: 22. Oktober, 17 Uhr in der Ev. Kirche Marköbel. Normalerweise laden wir Langen-Bergheimer die Eckartshäuser Kirchengemeinde immer zu uns zum Reformationsgottesdienst und zum anschließenden Zwiebelkuchenessen bei Schwarzbier und anderen Getränken ein. In diesem Jahr planen wir mit den Eckartshäusern/Himbachern/Altwiedermusern einen gemeinsamen musikalischen Gottesdienst am 31.10. in der Eckartshäuser Kirche. In unserem Kirchenchor und im Posaunenchor sind wir schon fleißig am Proben. Der Beginn des Gottesdienstes wird übrigens 15:17 Uhr sein. Warum wohl diese krumme Zeit, wer weiß es? Mit einer kleinen Gruppe aus Hammersbach und Eckartshausen werden wir im Juni auch auf den Kirchentag zur Lutherstadt Wittenberg fahren. Und noch ein Highlight: Mit den neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden nehmen wir Ende August bis Anfang September am großen Konfi-Camp in Wittenberg teil. Tausende Konfirmandinnen und Konfirmanden aus ganz Deutschland treffen sich Woche für Woche auf dem großen, extra eingerichteten Konfi-Camp-Gelände in Wittenberg, um sich dem Thema Martin Luther und Reformation zu nähern und natürlich auch um viel Spaß miteinander zu haben. Auch die Marköbler Konfi-Gruppe wird dabei sein. Wir freuen uns drauf. Auch auf Dekanats- und gesamtkirchlicher Ebene gibt es zum Reformationsjubiläum wunderbare Veranstaltungen. Im November wird der Kinderchor des Sängergrußes Marköbel das Luther-Musical in unserer Kirche aufführen. Und auch der Heimat-und Geschichtsverein hat im Oktober einen Vortrag über Luther im Programm.

Welche regelmäßigen Veranstaltungen finden in der Gemeinde statt?

Natürlich die Gottesdienste in ganz unterschiedlicher Form. Und natürlich Taufen, Trauungen, Beerdigungen. Einmal monatlich Kindergottesdienst, Konfirmandenunterricht und natürlich unsere Gruppen und Kreise: regelmäßige Kirchenvorstandssitzungen, Ausschusssitzungen, Frauenkreis, Frauentreff, Posaunenchor, Kirchenchor, Besuchskreis, Kindergottesdienstteam. Alle zwei Jahre veranstalten wir das abwechslungsreiche Adventskonzert, das auch in diesem Jahr, am 3. Advent um 17 Uhr wieder sein wird. Und Ende Juni wird wieder groß gefeiert, unser Kirchenfest, das es schon mehr als dreißig Jahre gibt – in diesem Jahr mit einem besonderen Angebot für Familien: Das Hanauer Puppentheater mit dem bekannten Marionettenspieler Richter spielt am Gemeindefest – Sonntagnachmittag. Vieles, worauf wir uns im Jahreslauf freuen: Demnächst die Osternacht mit anschließendem Osterfrühstück. Das Erntedankfest mit anschließendem Kaffeetrinken oder Imbiss. Oder der schon erwähnte Reformationsgottesdienst mit dem Zwiebelkuchenessen. Und dann gibt es viele Wochenenden, in denen man miteinander auf dem Weg ist: Kirchenvorstands-Rüstwochenende im November, in diesem Jahr auf Luthers Spuren im Augustinerkloster in Erfurt, Posaunenchor-Übungswochenende, dto. Kirchenchor, Kindergottesdienst- Familienwochenende, Konfi-Freizeit und was es da alles gibt.

Wie engagiert sich die Kirchengemeinde für Bedürftige und Asylbewerber?

Im Kirchenvorstand mussten wir uns kürzlich intensiv auseinandersetzen mit dem Thema Kirchenasyl. Es drohte eine Abschiebung von Flüchtlingen, die sich sehr engagieren und gut integriert sind, in ein Land, in dem sie schon fürchterliche Erfahrungen gemacht hatten. So eine Entscheidung über Kirchenasyl muss sehr genau geprüft und bedacht werden, und kann auch immer nur auf den jeweiligen Einzelfall hin entschieden werden. In diesem Falle waren wir auf dem Weg, Ja zu sagen – aber Gott sei Dank haben dann die Asylbewerber ihre Anerkennung hier für Deutschland bekommen.

Menschen aus unserer Kirchengemeinde sind, auch und gerade aus ihrer christlichen Einstellung heraus, sehr engagiert, um Flüchtlinge hier willkommen zu heißen, um ihnen zu helfen und um ihnen Pate und Ansprechpartner zu sein. Ein Spendenkonto haben wir für die Gemeinde Hammersbach eingerichtet, speziell für Unterstützungszwecke unserer Asylbewerber, damit das Notwendigste gewährleistet ist, das man zum Leben braucht, – über diese Mittel freut sich der Unterstützerkreis unserer Hammersbacher Gemeinde sehr. Am Kerbgottesdienst sind Flüchtlinge zu uns ins Zelt gekommen und haben Danke gesagt, dass wir sie unterstützt haben. Ein schönes Zeichen.

Ich selber bin natürlich auch beim ‚Runden Tisch Asyl‘ dabei. Den Dorffestgottesdienst auf dem Festplatz in Langen-Bergheim haben wir letztes Jahr unter das Thema „Frieden-Salam-Shalom“ gestellt, und Flüchtlinge aus unserer Gemeinde haben teilgenommen und erzählt von ihrem Schicksal. Ein bewegender Gottesdienst. Und auch in Himbach haben wir Flüchtlinge, und auch da haben wir im September den  Diakoniegottesdienst zusammen mit Flüchtlingen gefeiert. Es ist so wichtig, dass Menschen zusammenkommen und sich kennen- und schätzen lernen.

Wie kann man sich in der evangelischen Kirchengemeinde einbringen?

Da gibt es so viele Möglichkeiten – für jede und jeden ist etwas dabei. Schön, dass wir letztes Jahr ein so tolles Familienwochenende auf dem CVJM-Gelände in Herbstein hatten, in wunderbarer Natur, alle, die mit waren, in bester Laune… ich hoffe, dass das auch in diesem Jahr wieder zu Stande kommt. Gerade für Familien ist es wichtig, dass sie sich wohlfühlen können in unserer Kirchengemeinde. Im Kirchenvorstand, beim Gemeindefest (auch beim Aufbau) werden viele helfende Hände gebraucht, das KiGo Team freut sich über Menschen, die Interesse hätten mitzumachen. Wer gerne musiziert, der kann im Kirchen- und Posaunenchor sein Plätzchen finden. Im Besuchskreis ist der oder die richtig, der/die gerne mit älteren Menschen zu tun hat – die beiden Frauengruppen freuen sich über tatkräftige Hilfe.

Und wer gerne die frohe Botschaft von der Menschenfreundlichkeit unseres Gottes predigen möchte, der kann auf Dekanatsebene sogar einen Lektoren- oder Prädikantenkurs belegen und danach selbst Gottesdienste leiten. Bei unserer letzten Kirchenvorsteher-Rüstzeit haben wir darüber gesprochen, was unsere Kirchengemeinde eigentlich ausmacht, und was man selber als besonders empfindet: Da kam von Vielen die Aussage: ‚Die gute Gemeinschaft, die ich hier in der Kirchengemeinde gefunden habe‘. Das könnte doch Vielen Lust machen, sich auch noch aktiv einzubringen. Wobei eine volkskirchliche Gemeinde und Kirche auch angewiesen ist auf alle diejenigen, die durch ihre Kirchensteuer (‚Steuer‘ ist eigentlich ein irreführender Ausdruck, eigentlich ist es eine Art Mitgliedsbeitrag) ihren monatlichen Obolus geben, damit kirchliche Arbeit hier vor Ort, aber auch weit darüber hinaus, gelingen kann. Da danke ich allen herzlich, die diesen Beitrag zu zahlen bereit sind.

Und ich ärgere mich schon, wenn Menschen austreten, dann aber meinen, in Notzeiten müsse doch die Kirche wie selbstverständlich für sie da sein. Das ist keine Solidarität. Den Pfarrer, die Kirche, was man dann braucht, bezahlen dann andere.

Welchen Ort lieben Sie in Langen-Bergheim ganz besonders?

Unser Dörfchen liegt gerade noch am Rande des Ronneburger Hügellandes. An einem schönen Tag Richtung Marienborn zu laufen, über die Hohe Straße oder durch den Wald des Klosterkopfes, das ist ein Genuss – und wenn ich die sanften, ja rhythmischen Hügel sehe, denke ich immer: Das ist unsere Toskana! Unsere Kirche ist ein wunderbarer Ort: Hell und weit der Raum, und dennoch übersichtlich und kompakt: Viel Ausstrahlung: Ich feiere gerne darin Gottesdienste. Und um unseren Gemeinderaum werden wir uns als nächstes kümmern: Ein größeres Projekt: Er muss heller und freundlicher und ansprechender werden, da freuen wir uns schon drauf.

Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!