Mitglieder der Gemeindevertretung bis Frühjahr 2021
Die beiden Hammersbacher Kommunalpolitiker und langjährigen Mitglieder der Gemeindevertretung, Wilfried Bender (SPD) und Siegfried Küss (CDU), haben bei der Kommunalwahl nicht mehr kandidiert. Wir haben mit Ihnen über ihr lokalpolitisches Engagement gesprochen.
Woher kam Ihr Interesse, sich politisch in Hammersbach zu engagieren?
Siegfried Küss: Meine Ehefrau und ich sind vor 45 Jahren von Hanau nach Hammersbach gezogen und fühlten uns vom ersten Tag an zu Hause. Wir lernten das Dorf und seine Bewohnerinnen und Bewohner nach und nach besser kennen und ich wollte mich, wie zuvor schon in Hanau, nicht nur in den Vereinen, sondern auch in der politischen Gemeinde besser einbringen.
Wilfried Bender: Die Entwicklung meiner Heimatgemeinde lag mir immer schon am Herzen. Als etwa Mitte der neunziger Jahre die Hammersbacher SPD mich ansprach, ob ich aktiv mitmachen wollte, musste ich nicht lange überlegen. Mitmachen und mitgestalten war mir wichtiger, als nur von außen zu kritisieren.
Was zeichnet einen guten Kommunalpolitiker aus?
Wilfried Bender: Es ist wie in der großen Politik, die Interessen vieler Menschen müssen ausgeglichen werden. Der gute Kommunalpolitiker muss einen eigenen Standpunkt haben, aber auch aufnehmen, was andere beschäftigt. Alles zusammenzuführen, das ist nicht immer einfach. Man braucht dafür die Fähigkeit zum Kompromiss. Das ist auch in einer Fraktion, die die Mehrheit der Mandate hat, unabdingbar.
Siegfried Küss: Ausschließlich das Interesse an der politischen und menschlichen Gemeinschaft, nicht an der jeweiligen Partei.
Haben Sie ein politisches Vorbild?
Siegfried Küss: Alle, die das Gemeinwohl über eigene und/oder parteiliche Interessen stellen.
Wilfried Bender: Gleich zwei. Mein politisches Vorbild in der „großen Politik“ ist zweifelsohne Willy Brandt. Seine Bereitschaft, auf unsere östlichen Nachbarn zuzugehen und einen Ausgleich zu suchen und damit unseren Frieden ein Stück sicherer zu machen, hat mich sehr beeindruckt und war Motivation, Anfang der 70-er Jahre Mitglied in der SPD zu werden.
Lokal hat mich Helga Meininger beeindruckt. Ihr ist es als Bürgermeisterin gelungen, die Gräben zwischen den beiden Ortsteilen von Hammersbach zuzuschütten und die extreme Spaltung der lokalen politischen Lager zu überwinden. Ihr bleibendes Verdienst.
Wie kann man junge Leute für die Politik begeistern?
Wilfried Bender: Wenn man jungen Menschen näherbringt, was alles auf lokaler Ebene entschieden wird bzw. entschieden werden muss und welche Möglichkeiten zur Mitgestaltung sich dabei bieten, wird bei vielen ganz sicher Neugierde und Interesse geweckt, mitzumachen. Gerade in allerjüngster Zeit ist dies bei der Hammersbacher SPD sehr gut gelungen.
Siegfried Küss: Nicht durch Programme, nur durch Vorbilder. In erster Linie müssen Elternhaus, aber auch Schule und Vereine auf die Jugendlichen einwirken. Dort muss das vorgelebt werden, was von der nächsten Generation erwartet wird.
Was war für Sie persönlich das bedeutendste Ereignis in Hammersbach während Ihrer politisch aktiven Zeit?
Siegfried Küss: Bedeutend war aus meiner Sicht auch für unsere Kommune der Mauerfall im November 1989. Nie wieder habe ich eine solche Freude und Aufbruchstimmung erlebt. Bereits am Folgetag waren wir vor Ort, passierten zu Fuß die ehemaligen Grenzanlagen und feierten mit allem, was uns über den Weg lief. Es entwickelten sich tiefe Freundschaften in und mit unserer Partnergemeinde Wechmar in Thüringen.
Wilfried Bender: Eindeutig der Bürgermeisterwechsel von Helga Meininger (unserer heutigen Ehrenbürgermeisterin) zum aktuellen Bürgermeister Michael Göllner. Nach meiner festen Überzeugung beides ein Glücksfall für Hammersbach.
Wie sehen Sie die Entwicklung in Hammersbach in den letzten 20 Jahren?
Wilfried Bender: In jedem Falle positiv. Hammersbach hat sich entwickelt und verändert. Dabei ist es gelungen, den hohen Freizeitwert unserer Gemeinde mit ihrem attraktiven Umfeld mit einer prosperierenden wirtschaftlichen Entwicklung mit Augenmaß in Einklang zu bringen. Die Entwicklung von Wohn- und Gewerbegebieten in den letzten Jahrzehnten ist eine Erfolgsgeschichte. Hammersbach hat seine Chancen bisher gut genutzt und die Gemeinde hat im „erweiterten Speckgürtel“ der Rhein-Main-Region mit einer sehr guten Infrastruktur wie zum Beispiel der Autobahnanschluss hervorragende Chancen zu einer guten Zukunft.
Siegfried Küss: Überwiegend positiv. Allerdings könnten wir aus meiner Sicht bereits wesentlich weiter sein, wenn ab und zu auch mal andere Stimmen und Meinungen zu Themen gehört werden, die Einfluss auf unsere Zukunft haben.
Was sind Ihre Wünsche an die Kommune für die nahe Zukunft?
Siegfried Küss: In naher Zukunft sollten alle wichtigen Fragen einvernehmlich und offen diskutiert und entschieden werden. Dabei darf weder der Ortsteil, noch die Parteizugehörigkeit eine Rolle spielen. Gerne wird hier das Ehrenamt gelobt, das sollte aber auch bei abweichenden Meinungen Bestand haben.
Wilfried Bender: Dass meine Heimatgemeinde weiterhin politisch in verantwortungsvollen Händen bleibt und dass es gelingt, die unterschiedlichen Wünsche, Neigungen und Interessen aller Hammersbacherinnen und Hammersbacher in Einklang zu bringen. Wo Konflikte sich nicht vermeiden lassen, wünsche ich mir, dass sie fair und anständig ausgetragen werden.
Herzlichen Dank für dieses freundliche Gespräch!